Allgemeine Fragen zum Gitarrespielen

Ist Gitarre spielen schwer?

 

Darauf gibt es keine eindeutige Antwort. Sicherlich hat ein vorhandenes oder fehlendes musikalisches Talent Einfluss darauf, wie schwer einem das Erlernen eines Instruments fällt, doch das ist nicht der ausschlaggebende Faktor; Talent macht nur einen kleinen Teil aus und bedeutet vor allem nicht, dass man alles sofort kann, sondern lediglich, dass einem etwas besonders liegt - üben müssen Talentierte ebenso! Oft üben Menschen mit einem Talent fürs Gitarrespielen sogar öfter und länger, weil sie Spaß daran haben und ihnen diese Tätigkeit entgegen kommt.

 

Zunächst einmal sollte ein Vorurteil ausgeräumt werden, nämlich das, wonach die Gitarre "ein leichtes Instrument" oder gar "ein Instrument, bei dem man nicht üben muss" ist. Leider ist dieses Vorurteil relativ weit verbreitet und rührt wahrscheinlich daher, dass man sich "coole" Gitarristen (etwa im Gegensatz zu "seriösen" Pianisten oder Violinisten) nur schwer beim täglichen Üben - im Sinne von "uncoolen Üben" - vorstellen kann. Die Gitarre muss – wie jedes andere Instrument auch – geübt werden; auf ihr sind sowohl sehr komplizierte Techniken als auch sehr schwierige Stücke möglich, ganz besonders im Melodiespiel. Man sollte jedoch nicht vergessen, dass solche Techniken und Stücke erst auftauchen, wenn man mit dem Instrument schon sehr vertraut ist. Was genau Ihnen schwerfallen oder einfach vorkommen wird, kann ich im Voraus nicht sagen, doch ich kann Ihnen versichern, dass auch gehobenere Techniken beherrscht werden können, wenn man sie übt – sie sind in jedem Fall erlernbar. Außerdem sollten Sie es auf jeden Fall vermeiden, sich in punkto Lerngeschwindigkeit mit anderen zu vergleichen, da das außer Frust nichts bringt. Jeder Mensch hat sein individuelles Lerntempo!

 

 

Wie viel muss ich üben?

 

Am Anfang genügt eine halbe Stunde täglich; noch wichtiger als die Dauer ist es allerdings, dass das Üben wirklich täglich oder fast täglich (mindestens 5x pro Woche) geschieht. Im Laufe der Zeit wird sich das Übepensum erhöhen. Sollte Ihnen das lang vorkommen, kann ich Ihnen versichern, dass die Zeit meist schneller vorbei ist als man glaubt und dass man nach der „obligatorischen“ Übungszeit oft nicht aufhören möchte... Natürlich sollten Sie darauf achten, dass Schule, Studium oder Beruf nicht zu kurz kommen. Wenn Sie nur wenig Zeit zum Üben haben, ist es besser, Sie üben nur einen kurzen Abschnitt (z. B. nur eine Zeile oder eine besonders verzwickte Stelle) – den aber richtig.

 

Noch ein Wort zum Thema Üben:

Viele sind der Meinung, dass es das "langweilige Üben" auf der einen Seite und das "spannende, Spaß machende Spielen" auf der anderen Seite gebe, die unvereinbare Gegensätze darstellten. Tatsächlich gibt es langweilige oder frustrierende Übungen, beispielsweise reine Technikübungen, die zu allem Überfluss zu Beginn des Gitarrenunterrichts vermehrt auftreten (schließlich muss man ja lernen, wie man Töne aus dem Instrument bekommt), oder komplizierte Stellen, die man immer und immer wiederholen muss, bis sie klappen. Doch das Üben ist auch Spielen, und das Spielen ist auch Üben. Sie werden selbst bei einem Stück, das Sie schon längst verinnerlicht haben und fehlerfrei spielen können, noch weiterhin üben und dazulernen, beispielsweise Ihre Spielsicherheit erhöhen, Ihr Gehör für feine Unterschiede schulen oder neue Interpretationsmöglichkeiten entwickeln. Ein Stück, das Sie noch nicht beherrschen, werden Sie dennoch ebenso spielen; Sie werden sich vorstellen, wie es klingen soll, und auf dieses Ziel hinarbeiten. Sie werden ein Gefühl für dieses Stück entwickeln, Ihre eigenen Vorstellungen dazu einbringen, und es wird Ihnen Spaß machen, die schwierigen Stellen zu „knacken“. Und Sie werden auch in langweiligen und langwierigen Übungen den Sinn und den Nutzen entdecken, so dass sie Ihnen vielleicht nicht mehr so langweilig vorkommen. Wie Sie sehen, lassen sich Üben und Spielen nicht trennen, und das Spielen steht auch nicht isoliert am Ende eines langen Übeprozesses – getreu dem Satz "Der Weg ist das Ziel".

 

 

Macht Gitarre spielen Spaß?

 

Musik macht immer Spaß! Es gibt viele Möglichkeiten, sich musikalisch zu betätigen; eine davon ist das aktive Musizieren an einem Instrument oder mit der eigenen Stimme. Gitarrespielen kann eine sehr schöne, erfüllende und ausgleichende Beschäftigung sein. Man kann beim Gitarrespielen Gefühle und Stimmungen ausdrücken, sich entspannen, die Zeit vergessen, Dampf ablassen, sich selbst entdecken, meditieren, sich von einer Melodie „entführen“ lassen oder einfach nur Spaß haben.

 

Sie sollten aber auf jeden Fall ein realistisches Bild davon haben, was es bedeutet, ein Instrument spielen zu lernen. Manche Übungen (oder auch die Musiktheorie) werden Ihnen langweilig vorkommen (siehe oben), Sie werden Zeit investieren müssen, und am Anfang werden Ihnen die Finger der linken Hand wehtun – oder wenn Sie Linkshänder/in sind, die der rechten Hand. Die Gitarre ist ein ziemlich techniklastiges Instrument, und vielleicht werden Sie enttäuscht sein, dass es etwas dauern wird, bis Sie Stücke spielen können, die sich nach einem „richtigen, echten Stück“ anhören. Das alles soll Sie keineswegs abschrecken – Sie sollten sich aber auch kein falsches Bild machen. (Übrigens: Langweilige Übungen gibt es bei jedem Instrument mal, und bei einigen Instrumenten dauert es oft Wochen, bis man überhaupt einen einzigen Ton spielen kann!)

 

Wenn also der Unterricht mal nicht so viel Spaß macht, sollten Sie erstmal durchhalten und auf jeden Fall weiterhin üben – das hat zwei Vorteile: Erstens erkennen Sie auf diese Weise vielleicht den Sinn einer Übung, und zweitens beherrschen Sie die Übung dadurch schneller, so dass Sie sie schneller hinter sich lassen können und zur nächsten, vielleicht spannenderen Übung kommen. In jedem Fall können Sie mich fragen, warum ich möchte, dass Sie dieses oder jenes spielen. Sollte Ihnen das Instrument an sich nach einer Weile immer noch keinen Spaß machen, ist es vielleicht sinnvoll, ein anderes Instrument zu erlernen, das Ihnen mehr zusagt. Denn ein Hobby sollte vor allem eines: Spaß machen!

 

 

Ist Begleitung leichter als Melodiespiel?

 

Am Anfang sicherlich nicht – auch wenn das Begleiten (und möglicherweise selbst dazu singen) bei anderen so einfach aussieht, muss man beide Hände und evtl. den Gesang koordinieren können, was oft unterschätzt wird. Außerdem ist es vorteilhaft, einige musiktheoretische Grundlagen zu beherrschen (siehe Unterrichtsgestaltung). Darüber hinaus gibt es auch sehr komplizierte Begleitungen, z. B. solche mit vielen Akkordwechseln, speziellen Anschlagstechniken, melodischen Einschüben, sehr schnellem Tempo oder schwierigen, anstrengenden Akkorden. Aus all diesen Gründen (und noch einigen mehr) beginnt mein Gitarrenunterricht nicht mit der Begleitung, wie dies bei vielen anderen Lehrerinnen und Lehrern der Fall ist.

 

Grundsätzlich kann man jedoch sagen, dass Begleitung routinierter zu spielen ist als Melodiespiel und ab einem gewissen Level in den meisten Fällen eine Kombination von bereits bekannten Faktoren (also Akkordfolgen und Anschlags- oder Zupftechniken) darstellt. Ist dieses Level also erst einmal erreicht, fällt es einem immer leichter, ein Lied zu begleiten, bis man es schließlich aus dem Stegreif spielen kann. Wer also grundsätzlich gern Gitarre spielt, aber keine Geduld oder Zeit aufbringen kann, bei jedem neuen Stück wieder von vorn anzufangen und die schwierigen Stellen zu üben (oder wer einfach keine Lust oder Interesse am Melodiespiel hat), ist sicherlich mit der Begleitung besser beraten als mit (weiterführendem) Melodiespiel.

 

 

Was brauche ich außer einer Gitarre?

 

Das Wichtigste ist natürlich die eigene Gitarre. Natürlich können Sie sich, wenn Sie sich noch nicht sicher sind, ob Sie dabeibleiben, erstmal eine Gitarre ausleihen, doch bei bestehendem Interesse sollten Sie eine eigene Gitarre besitzen oder zumindest eine, auf der vorwiegend Sie spielen. Auch wenn es vielleicht abgehoben klingt: Sie werden eine Beziehung zu Ihrem Instrument entwickeln, und das geht nicht, wenn Sie die ganze Zeit über wissen, dass die Gitarre eigentlich nicht Ihnen gehört und Sie sie wieder zurückgeben müssen. Außerdem hat jede Gitarre feine Merkmale, die sie von anderen Gitarren unterscheidet und an die Sie sich beim Üben gewöhnen werden.

 

Die Gitarre sollte in einer Hülle oder einem Koffer transportiert werden. Zum Spielen benötigen Sie darüber hinaus einen Fuß- und einen Notenständer; aber wenn Sie noch nicht wissen, ob Sie weiterhin Gitarre lernen wollen, können Sie den Fußständer zunächst durch etwas ähnlich Hohes, z. B. einem kleinen Bänkchen, einer Stufe oder einem Stapel (gut geschützter) Bücher ersetzen und den Notenständer durch einen Stuhl oder Tisch (dabei sollten Sie auf die Höhe achten und darauf, dass Sie beim Spielen nicht behindert werden). Gelegentlich werden Sie ein neues Spielheft brauchen; für die losen Notenblätter benötigen Sie einen Schnellhefter oder Ordner. Und hin und wieder werden Sie einige Saiten auswechseln müssen – daher ist es ratsam, immer einen Saitensatz zu Hause zu haben. Wenn Sie möchten, können Sie sich ein Stimmgerät oder ein Metronom zulegen.

 

Wenn Sie etwas weiter fortgeschritten sind und häufig Begleitung spielen, kann ein Kapodaster nützliche Dienste erweisen; vielleicht möchten Sie auch ein Plektrum zum Anschlagen benutzen. Darüber hinaus gibt es zahlreiches spezielles Zubehör für die Gitarre, wie z. B. besonders feine Nagelfeilen oder Öl für die Mechanik. All dies ist jedoch nicht zwingend notwendig, vor allem am Anfang nicht.

 

 

Welche Vorteile hat die Gitarre gegenüber anderen Instrumenten?

 

Einer der wichtigsten Vorteile ist sicherlich, dass man die Gitarre überallhin mitnehmen kann – dadurch unterscheidet sie sich ganz wesentlich vom anderen, wichtigen Harmonieinstrument, dem Klavier. Mit ihr können sowohl Instrumentalstücke gespielt als auch Lieder und Stücke begleitet werden. Durch die vielen Spielmöglichkeiten können die unterschiedlichsten Arten von Musik, von altüberlieferter Volksmusik bis zu den aktuellen Charts, von einfachen Kinderliedern bis zu den schwierigsten Flamencostücken gespielt werden. Die Repertoiremöglichkeiten sind also unendlich groß. Darüber hinaus hat die Gitarre auch finanzielle Vorteile: Ein gutes, neues Instrument kann schon relativ günstig erworben werden – und viele Leute haben bereits eine Gitarre zu Hause; die Saiten sind meist recht billig und können selbst in kurzer Zeit gestimmt werden (etwa im Gegensatz zum Klavier, das meist von einem professionellen Stimmer mit großem Zeitaufwand gestimmt wird); und Noten- und Fußständer sind einmalige Ausgaben und außerdem nicht besonders teuer.

 

Man benötigt auch nicht so viel Zeit, um Töne zu produzieren, wie dies bei einigen Blasinstrumenten der Fall ist. Außerdem kann man auf der Gitarre zwar auch relativ laut spielen, sie ist aber insgesamt ein eher leises Instrument – das schont die Ohren und vermeidet Stress mit den Nachbarn.